Des textes pour prier
Dom Guéranger
Einführung in das liturgische Jahr, S. 11
In dieser Welt lebt der Heilige Geist in der Kirche. Er ist auf die versammelten Menschen herabgekommen in Form eines heftigen Brausens und erschien ihnen unter dem Zeichen feuriger Zungen. Seit jenem Tag hat er seine Wohnung bei seiner glücklichen Braut. Er ist der Ursprung aller ihrer Aktivitäten; er gibt ihr ihre Bitten, ihre Wünsche, ihre Lobgesänge, ihren Enthusiasmus, ihr Seufzen ein. Daher schweigt die Kirche seit mehr als achtzehn Jahrhunderten nicht, weder bei Tag noch bei Nacht. Ihre Stimme ist stets melodisch, ihre Worte gelangen direkt in das Herz der Menschen.
Ein Mal entnimmt die Kirche unter dem Einfluss dieses selben Geistes, der auch die Psalmisten und die Propheten inspirierte, das Thema ihrer Gesänge dem Alten Bund, ein anderes Mal stimmt sie als Tochter und Schwester der Apostel ihre Lobgesänge aus den Büchern des neuen Bundes an; wieder ein anderes Mal erinnert sie sich, dass auch sie Trompete und Harfe erhalten hat, und huldigt dem Geist, der sie belebt, indem sie ihrerseits „Gott ein neues Lied singt“ (Ps 143,9). Aus diesen drei Quellen stammt das göttliche Element, das wir als Liturgie bezeichnen.
Dom Guéranger
Einführung in das liturgische Jahr, S. 11
In dieser Welt lebt der Heilige Geist in der Kirche. Er ist auf die versammelten Menschen herabgekommen in Form eines heftigen Brausens und erschien ihnen unter dem Zeichen feuriger Zungen. Seit jenem Tag hat er seine Wohnung bei seiner glücklichen Braut. Er ist der Ursprung aller ihrer Aktivitäten; er gibt ihr ihre Bitten, ihre Wünsche, ihre Lobgesänge, ihren Enthusiasmus, ihr Seufzen ein. Daher schweigt die Kirche seit mehr als achtzehn Jahrhunderten nicht, weder bei Tag noch bei Nacht. Ihre Stimme ist stets melodisch, ihre Worte gelangen direkt in das Herz der Menschen.
Ein Mal entnimmt die Kirche unter dem Einfluss dieses selben Geistes, der auch die Psalmisten und die Propheten inspirierte, das Thema ihrer Gesänge dem Alten Bund, ein anderes Mal stimmt sie als Tochter und Schwester der Apostel ihre Lobgesänge aus den Büchern des neuen Bundes an; wieder ein anderes Mal erinnert sie sich, dass auch sie Trompete und Harfe erhalten hat, und huldigt dem Geist, der sie belebt, indem sie ihrerseits „Gott ein neues Lied singt“ (Ps 143,9). Aus diesen drei Quellen stammt das göttliche Element, das wir als Liturgie bezeichnen.
Dom Delatte
Kommentar zur Regel des heiligen Benedikt, S. 574-575.
Es gibt da Beispiele von Tugendhaftigkeit und Heiligkeit, die wie in einem Prisma aufleuchten. Da sind Menschen, bei denen die Armut, der Verzicht, der Eifer und eine gewisse übernatürliche Entrückung besonders stark ausgebildet sind. Es gibt einen deutlich erkennbaren roten Faden im Erscheinungsbild solcher Heiligkeit, der anderen hilft, ihn besser zu erkennen und ihm leichter zu folgen, selbst wenn sie zunächst befremdet sein mögen. Natürlich haben alle Tugenden fragmentarischen und relativen Charakter – fragmentarisch, weil unsere Aufmerksamkeit niemals in der Weise auf eine einzelne Tugend gerichtet sein kann, dass alle anderen dadurch in unserem Geist in Vergessenheit geraten; relativ, weil alle Tugenden nur hinführenden Charakter haben und stets auf die Betrachtung und den beständigen, vertieften
Vollzug von Glauben, Hoffnung und Liebe gerichtet sind. Neben diesen Beispielen außergewöhnlicher Heiligkeit gibt es Fälle von beständig leuchtender Heiligkeit, wo alle Farbtöne sich in vollendeter Einheitlichkeit und Ausgewogenheit auflösen. Diese Form von Heiligkeit ist weniger spektakulär und auffallend, und die Unaufmerksamen nehmen sie vielleicht gar nicht wahr. Doch ist es genug, dass Gott hier eine besondere Ähnlichkeit mit unserem Herrn und seiner Mutter erkennt.
Dom Delatte
Kommentar zur Regel des heiligen Benedikt, S. 574-575.
Es gibt da Beispiele von Tugendhaftigkeit und Heiligkeit, die wie in einem Prisma aufleuchten. Da sind Menschen, bei denen die Armut, der Verzicht, der Eifer und eine gewisse übernatürliche Entrückung besonders stark ausgebildet sind. Es gibt einen deutlich erkennbaren roten Faden im Erscheinungsbild solcher Heiligkeit, der anderen hilft, ihn besser zu erkennen und ihm leichter zu folgen, selbst wenn sie zunächst befremdet sein mögen. Natürlich haben alle Tugenden fragmentarischen und relativen Charakter – fragmentarisch, weil unsere Aufmerksamkeit niemals in der Weise auf eine einzelne Tugend gerichtet sein kann, dass alle anderen dadurch in unserem Geist in Vergessenheit geraten; relativ, weil alle Tugenden nur hinführenden Charakter haben und stets auf die Betrachtung und den beständigen, vertieften
Vollzug von Glauben, Hoffnung und Liebe gerichtet sind. Neben diesen Beispielen außergewöhnlicher Heiligkeit gibt es Fälle von beständig leuchtender Heiligkeit, wo alle Farbtöne sich in vollendeter Einheitlichkeit und Ausgewogenheit auflösen. Diese Form von Heiligkeit ist weniger spektakulär und auffallend, und die Unaufmerksamen nehmen sie vielleicht gar nicht wahr. Doch ist es genug, dass Gott hier eine besondere Ähnlichkeit mit unserem Herrn und seiner Mutter erkennt.
Dom Delatte (2)
Kommentar zur Regel des heiligen Benedikt, S. 797.
Aus diesen Worten des hl. Benedikt spricht eine gewisse christliche Einfachheit, die allein uns schon seine vollkommene Heiligkeit zeigt. Denn solche Aufrichtigkeit und Bescheidenheit kann nur von Gott kommen. Wie anders aber ist die Wesensart des Menschen! Das, was ein beliebiger Mensch erreicht, ist in seinen Augen stets ein Meisterwerk. Instinktiv neigt er dazu zu glauben, die ganze Welt geistig erfasst zu haben. Das, was er tut, ist für ihn immer endgültig und vollkommen. Nur die wahrhaft Weisen und die ganz großen Künstler entgehen dieser Selbsttäuschung. Und der hl. Benedikt gehört zu ihnen. Seine Regel kommt ihm selbst als bescheidener Versuch vor, wie ein „Anfang“ oder eine erste Einführung in das höhere Leben. Wir wissen, wie sehr die folgenden Jahrhunderte dieser allzu bescheidenen Selbsteinschätzung widersprochen haben.
Dom Delatte (2)
Kommentar zur Regel des heiligen Benedikt, S. 797.
Aus diesen Worten des hl. Benedikt spricht eine gewisse christliche Einfachheit, die allein uns schon seine vollkommene Heiligkeit zeigt. Denn solche Aufrichtigkeit und Bescheidenheit kann nur von Gott kommen. Wie anders aber ist die Wesensart des Menschen! Das, was ein beliebiger Mensch erreicht, ist in seinen Augen stets ein Meisterwerk. Instinktiv neigt er dazu zu glauben, die ganze Welt geistig erfasst zu haben. Das, was er tut, ist für ihn immer endgültig und vollkommen. Nur die wahrhaft Weisen und die ganz großen Künstler entgehen dieser Selbsttäuschung. Und der hl. Benedikt gehört zu ihnen. Seine Regel kommt ihm selbst als bescheidener Versuch vor, wie ein „Anfang“ oder eine erste Einführung in das höhere Leben. Wir wissen, wie sehr die folgenden Jahrhunderte dieser allzu bescheidenen Selbsteinschätzung widersprochen haben.